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  • Writer's pictureAdriana und Alfred Mettler

America First

Am 26. Januar 2018 hielt Präsident Trump an World Economic Forum in Davos eine vielbeachtete Rede. Nach seinen wie üblich grosszügig interpretierten Aufzählungen der Ziele, welche er in seinem ersten Amtsjahr erreicht habe, fuhr er fort: "As President of the United States, I will always put America First. Just like the leaders of other countries should put their countries first. But America First does not mean America alone."

Im Wahlkampf um die Präsidentschaft 2016 war „America First“ zu einer von Trumps’s Kernbotschaften geworden (nebst „let’s make America great again“). Seine simple Doktrin sprach zahlreiche Wähler in den USA an, aber gleichzeitig war man v.a. in Europa von dieser als egozentrisch, rigide und isolationistisch daherkommenden Message je nachdem belustigt, befremdet, oder abgestossen. Es dauerte denn auch nicht lange, bis zahlreiche Parodien im Sinne von „America first, but could Switzerland please be second?“ online auftauchten und so etwas Druck abzubauen halfen.

„America First“ ist zwar von Trump zum Slogan erhoben worden, aber im Grunde genommen ist es einfach ein Teil der gelebten amerikanischen Identität, die sich im Alltag immer wieder zeigt. Ist es nicht „America First“ wenn sich Amerikaner notorisch schwertun, eine Fremdsprache zu lernen, weil ja Englisch sowieso die Weltsprache ist? Ist es nicht „America First“ wenn ohne es zu hinterfragen angenommen wird, dass alle Länder automatisch das wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische System der USA anstreben? Ist es nicht „America First“ wenn in der Volksschule von der 1. bis zur 12. Klasse jeder Morgen mit dem „Pledge of Allegiance“ begonnen wird, in welchem man täglich dem Land die Treue versichert? Ist es nicht „America First“ wenn vor jedem Sportanlass, vor jeder Graduation, vor jedem gesellschaftlichen Event die Nationalhymne gespielt und dadurch der Zusammenhalt bekräftigt wird? Ist es nicht „America First“ wenn knapp zwei Drittel der amerikanischen Bevölkerung das Land noch gar nie verlassen und auch keinen Reispass haben? Ist es nicht «America First» wenn nach wie vor grosse Teile der Welt überzeugt sind davon, dass das amerikanische College- und Universitätssystem das beste der Welt ist?

Fazit: Dank Englisch als Weltsprache und dem Dollar als Weltwährung war "America First" eigentlich ein Automatismus. Dass Trump es nun explizit benannt hat und bis zum Überdruss benützt, könnte auch damit zu tun haben, dass sich diese Zeit dem Ende zuneigt.



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